Wettkämpfe
„Unter einem Wettkampf versteht man den Leistungsvergleich von Sportlern in den durch Regeln festgelegten Wettkampfklassen.“ (BUDINGER, HAHN, o. J.) Wettkämpfe könnten aber sehr viel mehr
sein, als diese wissenschaftliche Definition vermuten läßt.
1. Weshalb Wettkämpfe?
Wettkämpfe sollen einen Sinn haben! Sie stellen ein Erlebnis dar und sollen Motivation für weiteres Training sein. Nicht nur das Ergebnis zählt. Auch die
Bewältigung einer bestimmten Distanz, die gelungene Gestaltung der Siegerehrung, orginelle Urkunden, kleine Präsente, eine nette Form der Ansage lassen Wettkämpfe im Gedächtnis haften. Häufig werden
Kontakte mit Gleichgesinnten geknüpft, die weit über das Sportliche hinaus von Bedeutung sind.
Wettkämpfe dienen der Überprüfung des sportlichen Leistungsstandes. Der Einzelne mobilisiert sein physisches und psychisches Leistungspotential. Deshalb muß der Läufer angemessen auf den Wettkampf
vorbereitet werden.Wettkämpfe stellen ständig neue Herausforderungen dar. Unvorhergesehene Ereignisse wie eine überraschende Streckenbeschaffenheit, unerwartete Gegner, Wind, Regen („schlechtes
Wetter gibt es nicht - nur schlechte Ausreden!“), Zeitplanveränderungen sowie die Anwesenheit der Öffentlichkeit müssen von dem Athleten verarbeitet werden.
Wettkämpfe sind ein riesiges Lernfeld. Trainer und Übungsleiter können vor dem Wettbewerb nur annähernd vermitteln, was auf die Läuferin/auf den Läufer zukommt. Es wird immer wieder überraschende
Rennverläufe, Tempogestaltungen und Verhaltensweisen von anderen Teilnehmern geben. Eine psychologische Grundregel besagt: niedrige Anforderungen langweilen - ist das Können zu niedrig, haben wir
Angst! Deshalb sollte der Übungsleiter/Trainer „seinen“ Athleten mit realistischen Zielen ins Rennen schicken. Dabei lernt der Läufer auch seine eigenen Grenzen kennen und kann sich ein individuell
optimales Wettkampfverhalten (Tempogestaltung, ...) aneignen. Darüber hinaus lernt er seine Konkurrenten und deren Leistung zu achten. Der Gegner ist ein unentbehrlicher Partner. Ohne ihn fehlt eine
wichtige Herausforderung im Wettkampf, denn bei schwachen Gegnern fehlt der Anreiz!
Im Sport können Erfahrungen gesammelt werden, „wie Menschen (man selbst und andere Menschen) in leistungsthematischen Situationen handeln und bewertet werden, wie sich daraus ein Selbst- und
Fremdbild entwickelt und wie man damit fertig werden kann." (KURZ, o. J.) Der Sport kann dazu beitragen, dass eine realistische Selbsteinschätzung und eine erfolgszuversichtliche Grundhaltung
entwickelt bzw. gefestigt wird. Aber auch der sensible Umgang mit Schwächen und Empfindlichkeiten der anderen kann geübt werden.
Dass im Wettkampf - und der Vorbereitung darauf – nur mit regelgerechten Mitteln gearbeitet wird, sollte selbstverständlich sein!
2. Arten der Wettkämpfe
Aus dem Wettkampfkalender, aus der Anzahl und Verteilung der Wettkämpfe, ergeben sich Funktionen und Zielsetzungen. Es lassen sich Aufbauwettkämpfe und
Hauptwettkämpfe unterscheiden.
In Aufbauwettkämpfen können Läufer und Trainer experimentieren, testen und korrigieren, was sich in einigen wenigen Hauptwettkämpfen bewähren soll. Aufbauwettkämpfe können im Laufbereich über die
Distanz des Hauptwettkampfes, aber auch auf Unter- und Überdistanzen geplant werden.
Ein guter Trainer zeichnet sich dadurch aus, dass sein Sportler die beste Form zum Zeitpunkt des Hauptwettkampfes bringt. Im Marathonlauf können maximal zwei Wettkämpfe im Jahr sinnvoll vorbereitet
werden.
3. Wie oft Wettkämpfe?
Die Spannbreite reicht von dem mehrmals wöchentlich antretenden Vielstarter bis zu den Läufern, die aus den verschiedensten Gründen gar keine oder nur
ganz selten Wettkämpfe bestreiten möchten.
Die Gefahren von zu häufiger Wettkampfteilnahme liegen darin, dass der Läufer/die Läuferin dadurch zu hohe Intensitäten in seine wöchentliche Belastung bringt. Auch wird der systematische,
langfristige Trainingsaufbau durch zu viele Rennen unterbrochen. Nicht nur durch weniger gut dämpfende Wettkampfschuhe kann es auch zu einer Überlastung des orthopädischen Apparates kommen. Zu
häufige Wettkämpfe können auch zu Monotonie führen, so dass bei wichtigen Anlässen der richtige „Biss“ fehlt.
Der Trainer sollte den „Vielstarter“ zur Konzentration auf weniger Wettkämpfe bewegen und beim „Abstinenzler“ durch eine geschickte Auswahl von geeigneten Rennen Mut und Selbstvertrauen aufbauen.
Letztendlich aber wird es die Entscheidung des (hoffentlich) mündigen Athleten sein, wie häufig er an Wettkämpfen teilnimmt.
Leo Monz-Dietz (Diplom-Trainer): Material für die Laufakademie des FLVW (Lauflehrtrainer)