Der Mann ist einfach schwer in den Vordergrund zu bekommen. Selbst beim Fotografieren, und selbst, als sein Begleiter ziemlich genaue Anweisungen erhalten hat, wie er Leo Monz-Dietz ablichten soll. Hagia Sofia und Monz-Dietz auf einem Bild? Der Dorstener steht vorn, doch Bild füllend ist anders. Er könnte auch ein zufällig anwesender Passant sein. Auf dem Bild vom türkischen Basar fehlt er gleich ganz. Nur beim Selfie aus der unterirdischen Zisterne, da war Verstecken unmöglich.
Im Hintergrund bleiben. Das kann Leo Monz-Dietz nicht nur beim Fotografieren gut. Dabei hätte der Trainerguru aus Dorsten eine lange Liste von Erfolgen vorzuweisen, über die zu erzählen sich lohnte. Die Europameisterschaft in Istanbul ist nur das jüngste Kapitel dieser Erfolgsgeschichte.
Majtie Kolberg, die Leo Monz-Dietz seit sechs Jahren trainiert, ist bei der EM ins 800-Meter-Finale gelaufen. Zweimal mit Bestzeit: 2:01,94 Minuten im Vorlauf, 2:01,49 Minuten im Halbfinale. Erst im Finale, dem dritten Lauf in vier Tagen ging der 23-Jährigen ein wenig die Puste aus.
„Ein Tag mehr Pause wäre schön gewesen“, sagte Kolberg nach Platz acht in 2:03,65 Minuten. Nach den beiden Bestzeiten sei auch im Kopf ein wenig die Luft raus gewesen.
„Im Training haben wir die Belastung natürlich zu simulieren versucht, aber das ging natürlich nicht 1:1“, erzählt Leo Monz-Dietz von der Vorbereitung auf Kolbergs EM-Start. Den achten Platz beim ersten internationalen Finale bei den Frauen sieht der Trainer aber als Erfolg: „Für Platz sechs hätte Majtie erneut Bestzeit laufen müssen. Unser Ziel für den Winter waren die 2:01 Minuten, die ist sie zweimal gelaufen. Sie hat also alles erreicht.“
Auch Christina Honsel trainiert
Ganz nebenbei konnte Leo Monz-Dietz in Istanbul noch eine weitere Athletin beobachten, die er einst trainierte: Christina Honsel. Denn auch die Hochspringerin machte ihre ersten Leichtathletik-Schritte einst auf dem Platz an der Marler Straße. Unter Bedingungen, die alles waren, nur nicht optimal. Bedingungen, für deren Verbesserung Leo Monz-Dietz seit Jahrzehnten kämpft und unter denen er trotzdem regelmäßig große Talente geformt hat.
Talente wie Katherina Schley oder Julius Scherr, Marvin Hebenbrock oder Theresa Brosthaus, Katrin Schöne oder Theresa Schulte-Wermlinghoff. Mit ihnen und anderen Schützlingen hat Leo Monz-Dietz schon vor der Hallen-EM von Istanbul viele internationale Wettkämpfe bestritten. Wie viele genau? Das müsse er – natürlich – erst einmal überschlagen. Die Junioren-Cross-WM von Katherina Schley fällt ihm ein. 1998 in Marokko. Natürlich die WM-Starts von Majtie Kolberg, bei der U20 in Finnland 2018 und 2022 bei den Frauen in Eugene/Oregon. Und in den 70er Jahren arbeitete Monz-Dietz mit Klaus-Peter Hildenbrand zusammen, der 1976 bei den Olympischen Spielen von Montreal über 5000 Meter holt. Leo Monz-Dietz war immer dabei. Aber immer im Hintergrund.
